Drittmittelprojekte

Allgemeine Hinweise

Die im Folgenden beschriebenen, drittmittelgeförderten Forschungsprojekte stellen naturgemäß nur einen Ausschnitt des Forschungsspektrums des Historischen Seminars dar. Weitere Aktivitäten finden Sie auf den Seiten der verschiedenen Arbeitsbereiche im Historischen Seminar.

Werte und Wertewandel in Moderne und Postmoderne

Im 20. Jahrhundert haben sich nicht nur die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland fundamental gewandelt, sondern auch die allgemein akzeptierten grundlegenden und handlungsleitenden Orientierungsstandards auf kollektiver und individueller Ebene: in Bezug auf Privatheitsformen, Familien und Geschlechterbeziehungen ebenso wie im Bereich von Erziehung und Bildung, Einstellungen zur Arbeit, Militär und Zivilität, Staat und Nation, im Hinblick auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft bzw. Gemeinschaft bis hin zu Religion und Kirche oder Wirtschaftsdenken und Unternehmenskultur. Das DFG-geförderte Mainzer Projekt "Werte und Wertewandel in Moderne und Postmoderne" greift die losen Enden der sozialwissenschaftlichen Wertewandelsforschung einerseits und der historischen Bürgertumsforschung andererseits auf und verbindet sie in einer eigenen historisch-diachronen Perspektive: Wann, wie, wodurch und warum haben sich gesellschaftliche Wertsysteme verändert und welche Bedeutung haben Werte für den gesellschaftlich-kulturellen Wandel? Ist der "Wertewandel" seit den 1960er Jahren ein qualitativ neuartiges Phänomen oder ist er ein Teil längerfristiger Wandlungsprozesse innerhalb der industriegesellschaftlichen Moderne? Im Zentrum steht die Frage nach der Entwicklung, nach Erosion oder Gestaltwandel "bürgerlicher Werte" im 20. Jahrhundert, nach ihren Mechanismen und ihren Ursachen.

» Werte und Wertewandel in Moderne und Postmoderne

Wer hat Angst vor Deutschland?

Wenn der deutsche Staatssekretär Bernhard von Bülow 1897 sagte, „wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“, dann mochte er das „auch“ unterstreichen – der britische Diplomat Eyre Crowe argwöhnte, Deutschland maße sich das Recht an, „den Vorrang der deutschen Ideale zu etablieren.“ Und während die Deutschen sich im 21. Jahrhundert als solidarische Europäer fühlten, wurde Deutschland in der Euro-Schuldenkrise als herzloser Hegemon kritisiert.

„Wer hat Angst vor Deutschland“ möchte zwei Geschichten miteinander verbinden. Die eine ist die Strukturgeschichte der deutschen Stärke in Europa von der „halbhegemonialen Stellung“ des Deutschen Kaiserreichs (Ludwig Dehio) bis zur Rolle der Bundesrepublik in der Europäischen Union nach dem Brexit. Die andere ist die Perzeptionsgeschichte der Spannungen zwischen deutschen Selbstbildern und Außenwahrnehmungen von Deutschland. Was die Deutschen für ihr gutes Recht oder ihre moralische Pflicht hielten, verstanden die anderen als deutsches Vormachtstreben und als Bedrohung.

» Wer hat Angst vor Deutschland? Ein Spiegelkabinett europäischer Wahrnehmungen seit 1870

Regimewechsel und Elitenkontinuität in post-totalitären Demokratien nach 1945: Die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich

Die Frage des Umgangs mit „belasteten“ Eliten des früheren Regimes ist kein Spezifikum der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vielmehr spielte sie nach 1945 auch in Ländern wie Italien, Frankreich und Österreich eine Rolle, die nach dem Weltkrieg ebenfalls eine Rückkehr zur Demokratie vollzogen. Das von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderte Projekt stellt daher die Frage, inwiefern sich der politische und gesellschaftliche Umgang mit Vertretern der vorangegangenen Regime in den postdiktatorischen Gesellschaften nach 1945 voneinander unterschied und welche Gemeinsamkeiten es gab. Bei dem internationalen Vergleich soll nicht nur auf administrative Brüche und Kontinuitäten geblickt werden, sondern auch auf die gesellschaftlichen Diskurse, Legitimationsmuster sowie auf die internationalen Rahmenbedingungen und die gegenseitigen, transnationalen Einflüsse. Indem gefragt wird, worin Besonderheiten des westdeutschen Umgangs mit „belasteten“ Eliten lagen und wo sich übergreifende Gemeinsamkeiten identifizieren lassen, soll ein Beitrag geleistet werden, um die archivgestützte deutsche Grundlagenforschung international einzuordnen und die öffentliche Debatte um eine international vergleichende Perspektive zu bereichern.

Ansprechpartner: Thorsten Holzhauser (Neueste Geschichte), holzhauser@uni-mainz.de

DFG-Projekt „Man Rent or Land Rent? Zur Bedeutung von Wirkung und Landvergabe in der Herrschaftspraxis von Königen sowie geistlichen und weltlichen Adeligen in Nordost Schottland im Spätmittelalter“

Ein neues Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Rogge von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird die Bedeutung und Funktion der Landvergabe und Landumverteilung in den schottischen Regionen Aberdeenshire, Perthshire und Fife während des Spätmittelalters untersuchen. Das geschieht aus der Perspektive von wichtigen politischen Akteuren in der Region: der schottischen Könige, der Grafen von Fife, von Niederadelsfamilien sowie den Bischöfen und Kapiteln von St Andrews und Aberdeen. Die Praxis der Landvergabe im Rahmen der Territorialpolitik wird in jeweils einer Dissertation aus der Perspektive des Laienadels und des geistlichen Adels untersucht. Dadurch können Gemeinsamkeiten und Unterschiede im territorialpolitischen Handeln beider Gruppen herausgearbeitet werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die Arbeiten mit 350.000 Euro.

Förderzeitraum: April 2018 – März 2021; Leitung: Prof. Dr. Jörg Rogge, Mitarbeiter: Matthias Berlandi und Sebastian Weil

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DFG-Projekt „Methoden der Digital Humanities in der Bearbeitung und Erforschung mittelalterlicher Rechnungsbücher – Möglichkeiten und Grenzen am Beispiel der digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher“

Mit den in der Reichsstadt Augsburg nach den rechnungsführenden Ratsherren „Baumeisterbücher“ (BMB) genannten Rechnungsbüchern liegt eine außergewöhnliche Quelle von überregionaler Bedeutung vor. Im Stadtarchiv Augsburg wird der umfangreiche Bestand aufbewahrt, der nahezu die gesamten Ausgaben und zum Teil die Einnahmen der Stadt und des Rates von Augsburg verzeichnet. Mit nur wenigen Lücken haben sich die Bände von 1320 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit (1806) erhalten. Die Baumeisterbücher sind daher eine hervorragende Quelle nicht nur für wirtschafts- und verwaltungsgeschichtliche, sondern insbesondere auch für sozial- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Durch die hohe Dichte der Überlieferung und die große Gleichheit der Einträge eignen sich die BMB in besonderem Maße, um in langfristiger Perspektive aufzuzeigen, wofür die Augsburger Ratsherren Geld ausgegeben haben; u.a. für die Instandhaltung öffentlicher Bauten, Sozialausgaben und städtisches Personal..

Förderzeitraum: Juni 2014 – Mai 2019; Volumen: 680.000€; Leitung: Prof. Dr. Jörg Rogge, Mitarbeiter: Dr. Stefan Grathoff, Alexander Graumann, Sarah Schrade und Simone Würz

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DFG-Projekt: "Zu den Anfängen des Buchdrucks im Osmanischen Reich: Die Rolle der gedruckten Bücher bei der Vermittlung des byzantinischen und post-byzantinischen Erbes"

Dieses Projekt stellt einen Beitrag zur Untersuchung der Anfänge des Buchdrucks im Osmanischen Reich im Zeitraum vom Ende des 15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts dar. In diesem Zeitraum kann man nur von jüdischen und christlichen Druckereien sprechen, da der Buchdruck für muslimische Literatur nicht verwendet wurde. Das Ziel ist, gedruckte Bücher aus dem osmanischen Raum der Frühen Neuezeit zu untersuchen und dabei Formen und Inhalt der Buchproduktion verschiedener religiöser Gruppen miteinander zu vergleichen. Die geplante ausführliche Analyse der ersten gedruckten kyrillischen Bücher im Osmanischen Reich liefert eine Basis für die Erforschung der Vermittlung des byzantinischen Erbes in postbyzantinischer Zeit.

Schwerpunktprogramm SPP 1981 („Transottomanica: Osteuropäisch-osmanisch-persische Mobilitätsdynamiken"); Webseite: http://www.transottomanica.de/

Leitung: Prof. Johannes Pahlitzsch; Mitarbeiter: Taisiya Leber; Laufzeit: 01.11.2017-30.11.2020

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DFG-Projekt: „Personalentscheidungen im byzantinischen Militär, 9.-14. Jh.“

Das Projekt widmet sich der Frage der Personalentscheidungen im byzantinischen Militärapparat zwischen dem 9. und dem 14. Jh. Als eine der größten Organisationen innerhalb des byzantinischen Gemeinwesens, die eine enorme Breite an Posten, Tätigkeiten und sozialer Herkunft bzw. sozialem Status ihrer Mitglieder aufweist, ist das Militär eng mit dem gesamtgesellschaftlichen Gefüge verknüpft. Personalentscheidungen im Militärapparat besitzen somit erhebliche Relevanz für die byzantinische Gesellschaft und den byzantinischen Staat insgesamt.

Die Kernfragen der Arbeit werden sich zunächst mit den Semantiken und den Institutionen der Personalauswahl beschäftigen, d.h. den ausformulierten Anforderungen, die an die Kandidaten für Posten im Militär gestellt wurden sowie systematisierten Verfahren der Personalauswahl und -distribution. Diesen soll dann der Bereich der Vergabepraktiken gegenübergestellt werden: Hier geht es um die konkreten Abläufe der Personalentscheidung, die impliziten Kriterien, nach denen Personal ausgewählt wurde, die Beschränkungen, die hier eine Rolle spielen, aber auch die Motive der Kandidaten, sich für ein Amt zu bewerben, und deren Erwartungen an ein Amt. Ferner sollen hier die verschiedenen Arten der Einflussnahme auf die Entscheidungsprozesse, sowie letztendlich auch die Bewertung von Erfolg und Scheitern solcher Personalentscheidungen betrachtet werden.

Forschergruppe: FOR 1644 „Personalentscheidungen bei gesellschaftlichen Schlüsselpositionen"; Webseite: http://www.geschichte.uni-frankfurt.de/68003983/FOR_PE

Leitung: Prof. Johannes Pahlitzsch; Mitarbeiter: Tristan Schmidt; Laufzeit: 01.10.2017-30.09.2020

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DFG-Projekt: „Seehäfen als Schnittstellen des maritimischen Personen- und Güterverkehrs im Byzantinischen Reich (7.-11. Jh.)“

Im Zentrum der Untersuchung steht die konnektive Funktion byzantinischer Seehäfen, mithin ihre Rolle als Schnittstellen zwischen dem terrestrischen und maritimen Passagier- und Handelsverkehr. Darüber hinaus sollen auch Störungen dieser Konnektivität untersucht werden, sowohl durch Piraterie als auch durch zur See ausgetragene Kriege. Um die Funktion(en) der jeweiligen Seehäfen zu ermitteln, soll ein prosopographischer Ansatz verfolgt werden, um zu einer Typologie maritimer Mobilität und darauf aufbauend zu einer Funktionsbestimmung der untersuchten Häfen zu gelangen.

Schwerpunktprogramm: SPP 1630 (Häfen); Webseite: http://www.spp-haefen.de/de/home/

Leitung: Prof. Johannes Pahlitzsch; Mitarbeiter: PD Dr. Thomas Pratsch

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Transformations and Intercultural Contacts East and West. Church and Religion in Cyprus (4th to 9th centuries)

The island of Cyprus was favoured and promoted by the late antique emperors. Cyprus was an intellectual centre and a site of theological debates, something that was promoted, for example, by contacts made through travel and correspondence with Egypt, Palestine and Rome. The history of the bishops and bishoprics and of the theological debates, the traditions of ritual and liturgy, hagiography, and dedications of churches and their furnishings have before now hardly been connected to any context beyond Cyprus itself. International networks and interaction and their concrete effects on the development of the Church in Cyprus will be at the centre of this four-year project. Embedded in detailed questions of influences and the dynamics of development, this new study of the physical material and the textual sources is intended to highlight the island’s relevance as a key link between the traditions of the Levantine coast, monastic influences from Egypt, the influence of the bishops of Constantinople, of Antiochia, of Rome, as well as other impact factors including those of Western Europe.

Leitung: Prof. Dr. Marietta Horster; Mitarbeiterin: Dr. Doria Nicolaou

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Das Lehr-Lern-Forschungslabor

Das LLF Geschichte ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ geförderten Projektes „Lehr-Lern-Forschungslabor – Ort der zukunftsorientierten Kooperation in der Lehramtsausbildung“ der JGU Mainz. Ziele des Projektes sind die Verbesserung der Verknüpfung von Theorie und Praxis einerseits und die engere Kooperation der unterschiedlichen mit der Ausbildung der Lehramtsstudierenden befassten Akteure und Institutionen andererseits. Der didaktische Schwerpunkt liegt in der Entwicklung und Erprobung kognitiv aktivierender Aufgaben.

Leitung: Prof. Dr. Meike Hensel-Grobe; MitarbeiterInnen: Marie Hohmann, Dr. Heidrun Ochs, Jonathan Neuroth, Clara-Louise Noffke, Johanna Weber

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