Lehrveranstaltungen im kommenden Semester

Hauptseminar Neuzeit: The Fall of the Roman Empire - die politische, literarische und cineastische Rezeption eines spätantiken Topos’ und Mythos’ in der Neuzeit

Dozent:innen: PD Dr. Josef Johannes Schmid
Kurzname: HS Aufbaumodul
Kurs-Nr.: 07.068.270c
Kurstyp: Hauptseminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

B.A. Geschichte: Dieses Hauptseminar ist Teil des Aufbaumoduls Neuzeit. Dieses Aufbaumodul setzt den erfolgreichen Besuch des Basismoduls Neueste Geschichte voraus. Das Hauptseminar wird mit einer benoteten Hausarbeit abgeschlossen; die Note der Hausarbeit bildet die Modulnote.
M.A. Geschichte, M.Ed. Geschichte: Das Hauptseminar wird mit einer benoteten Hausarbeit abgeschlossen; die Note der Hausarbeit bildet die Modulnote.

Die LV findet in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Film & Geschichte als ein- bis zweitägiges Blockseminar (Näheres s. «Zusätzliche Informationen») in Form der mittlerweile bereits etablierten Projekttage im Juni 2023 statt; hinzukommt eine verpflichtende Vorbesprechung, deren Termin zu Vorlesungsbeginn den Teilnehmern mitgeteilt werden wird.

Gemäß des weitgespannten Untersuchungsbogens ist eine zumindest passiv gute Beherrschung des Englischen (und gegebenenfalls des Französischen) unerläßlich, (passive Grund-)Kenntnisse in weiteren Fremdsprachen sind darüber hinaus hilfreich und herzlich willkommen.

Anwesenheitspflicht

Regelmäßige Teilnahme an den gemeinsamen Seminarveranstaltungen (vgl. "Zusätzliche Informationen") ist verbindlich.

Empfohlene Literatur

Ausgangspunkt

Bryan Ward-Perkins, The Fall of Rome and the End of Civilization, Oxford 2005.
Adrian Goldsworthy, The Fall of the West: The Slow Death of the Roman Superpower, London 2010.

Rom-Idee
Louis Eisenmann (transl. by R.W.S.W.), The Imperial Idea in the History of Europe, in: The Slavonic Review 5/14 (1926): 242–257.
Werner Goez, Translatio Imperii. Ein Beitrag zur Geschichte des Geschichtsdenkens und der politischen Theorien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Tübingen 1958.
Horst Haselsteiner/Heinrich Schuschnigg (Hgg.), Die Kaiserreiche – Roms Erben (Maximiliana VIII), Wien 2004 (Essayband).

Clifton R. Fox, What, If Anything, Is a Byzantine, in: Celator 10/3 (1996), online unter: http://www.romanity.org/htm/fox.01.en.what_if_anything_is_a_byzantine.01.htm.


Jürgen Petersohn, Rom und der Reichstitel « Sacrum Romanum Imperium » (Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, XXXII/4), Stuttgart 1994.
Michael Essig, Europäische Identitätsfindung – das Reich als europäische Vision (Historische Texte und Studien 20), Hildesheim 1999.

Dimitri Strémooukhoff, Moscow the Third Rome: Sources of the Doctrine, in: Speculum 28/1 (1953), 84–101.
Wilhelm Lettenbauer, Moskau das dritte Rom. Zur Geschichte einer politischen Theorie, München 1961.
Edgar Hösch, Die Idee der Translatio Imperii im Moskauer Russland, in: Europäische Geschichte Online 2010 (unter: https://d-nb.info/1031263403/34).
Illya Kozyrev, Moskau – das dritte Rom. Eine politische Theorie mit ihren Auswirkungen auf die Identität der Russen und die russische Politik, Göttingen 2011.

Hasan Çolak, Tekfur, fasiliyus and kayser – Disdain, Negligence and Appropriation of Byzantine Imperial Titulature in the Ottoman World, in Marios Hadjianastasis (Hg.), Frontiers of the Ottoman Imagination: Studies in Honour of Rhoads Murphey, Leiden 2014, 5-28.
Einar Wigen, Ottoman Concepts of Empire, in: Contributions to the History of Concepts 8/1 (2013), 44–66.
Cemal Kafadar, A Rome of One's Own: Cultural Geography and Identity in the Lands of Rum, in: Muqarnas 24 (2007), 7–25.

Gibbon

Edward Gibbon, The History of the Decline and Fall of the Roman Empire, 6 vols., London 1776-1789.
? https://en.wikipedia.org/wiki/Works_by_J._G._A._Pocock#Edward_Gibbon
Rosamond McKitterick/Roland Quinault (Hgg.), Edward Gibbon and Empire, Cambridge 1997.

Film

Martin M. Winkler, The Fall of the Roman Empire – Film and History, Oxford 2009.

Inhalt

Bei wenigen historischen Phänomenen besteht ein so weiter Graben zwischen Wirkungsgeschichte und Wahrnehmung als bei jenem des «Untergang des Römischen Reiches».
Nahezu jedes Schulbuch und jedes Überblickhandbuch macht den Leser darauf aufmerksam, dieses Ereignis hätte unverrückbar und gleichsam monolithisch im Jahre 476 n. Chr. stattgefunden; danach hätte es im Westen zumal kein «Römisches Reich» mehr gegeben.
Diese Pseudo-Information übersieht nicht nur den Fortbestand jenes Gebildes, das oftmals die selben Historiker in nicht minder seltsam anmutender Nomenklatur just ab dann als «Byzantinisches Reich» bezeichnen, als Byzanz definitiv von der Landkarte verschwunden und als Konstantinopel und Neues Rom neugeboren war – nein, es unterschlägt sämtliche Referenzen, Titulaturen, Ansprüche und Identitäten, welche etwa das deutsche, russische und osmanische Reich – sei es als (Sacrum) Romanum Imperium, als Drittes Rom oder als Reich der kayser-i Rûm – bis ins 19. zum Teil sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein grundlegend prägten.

Diese staatstheoretischen Aspekte bilden aber nur einen Strang der Rom-Rezeption neuerer Zeiten – ein weiterer liegt in der ideengeschichtlichen, theologischen und politologischen Aufarbeitung des als «Untergang des Römischen Reiches» gesehenen Prozesses, dies von Augustinus bis mindestens zu Edward Gibbons und seinem epochalen Monumentalwerk. In jedem der beiden Fälle und bei nahezu allen dazwischenliegenden erweisen sich diese Texte (und deren spezifische Rezeption) in mindestens gleichen Maße als Ausweis ihrer Entstehungszeit wie der behandelte Gegenstand. Eine etwas detailliertere Analyse derselben erweist sich somit als Panoptikum von Geisteswelten und -haltungen wie Apokalyptik, Zeitenwende, Rationalismus und Ideologie.

Ein letzter Gesichtspunkt inmitten einer umfassenden Betrachtung des Sujets sollte schließlich die literarisch-künstlerische, bis hin zur cineastische Aufarbeitung darstellen – ein historisch-kultureller Bogen, welcher dann 1964 in dem in vielerlei Hinsicht unerreichten Monumentalfilm The Fall of the Roman Empire von Anthony Mann gipfelt – einem Film, der übrigens nicht «klassischerweise» im 5., sondern im 3. Jahrhundert nach Christus verortet ist.

Ein weites Spektrum also, das in jedem Fall einer eingehenden Untersuchung würdig ist.

Zusätzliche Informationen

Die propädeutischen Kenntnisse der Epoche werden vorausgesetzt. Das gilt auch für die geforderten Fremdsprachenkenntnisse.

Dieses Hauptseminar ist Teil der XVI. Projekttage, welche – so die Planung – im Juni 2023 sowie gegebenenfalls einem weiteren Samstagstermin durchgeführt werden.

Termin und Örtlichkeit für eine oder mehrere Vorbesprechung(en) werden rechtzeitig bekanntgegeben. Themenvergabe und -festlegung erfolgen nach Erstellung der endgültigen Teilnehmerliste, also nach Ende der letzten Anmeldephase.

Alle Teilnehmer werden dringend ersucht, nach Erhalt der definitiven Teilnahmezusicherung seitens der Hochschulverwaltung eine kurze Bestätigungsmail an den Kursleiter (schmidjo@uni-mainz.de) unter Angabe ihrer hauptsächlich verwendeten E-Postadresse zu senden, vor allem dann, wenn diese von derjenigen des Uni-Accounts abweicht.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
17.06.2023 (Samstag) 09:15 - 19:00 00 465 P12
1141 - Philosophisches Seminargebäude