Lehrveranstaltungen im kommenden Semester

Hauptseminar Neuere Geschichte: Der Meister, der Cardinal und der Minister, oder: das Europa des Herrn P.P. Rubens. Geschichte & Kultur Westeuropas, 1600-1650

Dozent:innen: PD Dr. Josef Johannes Schmid
Kurzname: 07.068.20_430
Kurs-Nr.: 07.068.20_430
Kurstyp: Hauptseminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Die LV findet in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Film & Geschichte als ein- bis zweitägiges Blockseminar (Näheres s. «Zusätzliche Informationen») in Form der mittlerweile bereits etablierten Projekttage im Februar 2023 statt; hinzukommt eine verpflichtende Vorbesprechung, deren Termin zu Vorlesungsbeginn den Teilnehmern mitgeteilt werden wird.

Gemäß des weitgespannten Untersuchungsbogens ist eine zumindest passiv gute Beherrschung des Englischen und Französischen unerläßlich, (passive Grund-)Kenntnisse in weiteren Fremdsprachen (Italienisch, Spanisch, evtl. sogar Flämisch/Niederländisch) sind darüber hinaus hilfreich und herzlich willkommen.

Anwesenheitspflicht

Regelmäßige Teilnahme an den gemeinsamen Seminarveranstaltungen (vgl. "Zusätzliche Informationen") ist verbindlich.

Empfohlene Literatur

NB. Die nachfolgende Auswahl ist nur als Orientierung zum/beim thematischen Einstieg gedacht. Eine ausführlichere Literaturliste wird den einmal fest eingeschriebenen Teilnehmern dann zu Semesterbeginn zugehen.

A. Zu Rubens selbst (aus/in [kultur-]historischer Perspektive)

Mark Lamster, Master of Shadows. The Secret Diplomatic Career of the Painter Peter Paul Rubens, New York 2009.
Nils Büttner, Herr P. P. Rubens. Von der Kunst, berühmt zu werden (Rekonstruktion der Künste 7), Göttingen 2006 https:/digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/buettner2006].
Ulrich Heinen, Versatissimus in historiis et re politica – Rubens’ Anfänge als Diplomat, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 63 (2002), 283-318.
Hans-Martin Kaulbach, Peter Paul Rubens: Diplomat und Maler des Friedens, in: 1648 – Krieg und Frieden in Europa, Bd. 2, Münster 1998, 565-574 https:/www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=519&url_tabelle=tab_texte]
Otto von Simson, Peter Paul Rubens (1577-1640): Humanist, Maler und Diplomat, Mainz 1996.
Cecily V. Wedgwood, The Political Career of Peter Paul Rubens (Walter Neurath Memori­al Lectu­res 7), London 1975.
Jozef Muls, Rubens the Diplomat, translated from the Flemish by J.H. Helsen, Antwerp 1961 (orig. Rubens als diplomaat in den Tachtigjarigen Oorlog (Torenreeks 17), Naarden 1943).

B. Zu Zeit und Umfeld

Robert Malcolm Smuts/Luc Duerloo (Hgg.), The Age of Rubens – Diplomacy, Dynastic Po­litics and the Visual Arts in Early Seventeenth-Century Europe (Museums at the Crossroads (Turnhout, Belgium) 26), Turnhout 2016.
Fernando Negredo del Cerro, La Guerra de los Treinta Años. Una visión desde la Monarquía Hispánica, Madrid 2016.
Gregory Martin, Rubens in London – Art and Diplomacy, London 2011.
Javier Revilla, «Puedo hacer de una plumada cuantos duques quiera, pero ni un solo Rubens». Un artista diplomático al servicio de la Casa de Austria, in: Revista de Historia Moderna 3 (2015), 101-122.
-ders., Rubens y el Tratado de Madrid de 1630, Madrid 2010 [https://www.academia.edu/4831346].
Otto von Simson, Richelieu and Rubens: Reflections on the Art of Politics, in: The Review of Politics 6 (1944), 422-451.

Inhalt

Wären all die Dinge – Ereignisse, Personen, kulturelle Prozesse und Manifestationen –, welche Peter Paul Rubens (1577-1640) in seinem nicht einmal 70 Jahre währenden Leben nicht nur zeitgleich wahrnahm, sondern großenteils auch selbst direkt er-lebte und vieles davon auch persönlich unmittelbar beeinflußte, für einen fiktiven historischen Roman ersonnen, spräche jede Kritik von Unwahrscheinlichkeiten, Übertreibungen und Überfülle an Material.

Rubens aber, Maler von weltweitem Renommee, aber auch Kunstkritiker, Sammler und vor allem Diplomat und Agent im Dienste von und an Residenzen der zentralen Entscheidungsträger der Zeit, vereinte all die Aktivitäten in einer wahrhaft einzigartigen, ja titanischen Vita.

Zu Erforschung und Reflexion der Geschichte Westeuropas in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wie auch zu dem weit über Architektur, Malerei und Musik hinausgehenden Gesamtphänomen des europäischen Barock, kann diese daher als Fokus wie wenige andere gelten. Die wichtigsten Stationen seines Lebens bilden folglich zugleich die Untersuchungsschwerpunkte unseres Seminars: von den ersten Erfahrungen am herzoglichen Hof zu Mantua (mit einer fürstlich-künstlerischen Repräsentationskultur wie wenige in Europa), über das Rom des Barock (dem Zentrum der katholischen Erneuerungskultur), zurück in der Handelsmetropole Antwerpen (mit seinen geistigen Zentren, allen voran den Akademien des Neuplatonismus und den großen Druck- und Verlagshäusern), in das Paris der Nach-Henri-IV-Ära (also jenes der Marie de Médicis und des Cardinals de Richelieu) und des renouveau catholique, an den spanischen Hof des siglo de oro in Zeiten sich akzentuierender und zugleich schwächender habsburgischer Vorrangstellung und schließlich an den Hof zu Whitehall im England der ersten Stuart-Epoche.

An all diesen Stationen hat Rubens nicht «nur» gemalt, sondern mit wachen Augen die Zeit(genossen) begleitet; der Ruhm seines Pinsels und seiner Farben erlaubte ihm nicht nur Zutritt zu nahezu sämtlichen bedeutenden politisch-kulturellen Zentren und empfahl ihn darüber hinaus als Vertrauensmann und Geschäftsträger in mehr denn einer heiklen politischen Mission. Dies machte ihn zum Vertrauten mehrerer Monarchen und Minister zum Teil entgegengesetzter politischer Lager – die daraus resultierende Wertschätzung veranlaßte etwa Charles I von England, ein persönliches Handschreiben mit your unalterable affectionat friend zu signieren.

Die Fülle der hier vereinten Aspekte gestattet so einen fundierten Einblick in eine Zeit und Kultur, welche nicht nur abseits historischer Mainstream-Themata steht, sondern zudem auch leider selten gebührend ausführlichen Eingang in schulische und universitäre Curricula findet.

Zusätzliche Informationen

Die propädeutischen Kenntnisse der Epoche werden vorausgesetzt. Das gilt auch für die geforderten Fremdsprachenkenntnisse (Näheres s. Voraussetzungen/Organisatorisches).

Dieses Hauptseminar ist Teil der XIV. Projekttage, welche – so die Planung – am 11. Februar 2023 sowie gegebenenfalls einem weiteren Samstagstermin durchgeführt werden.

Aufgrund der augenblicklich (Juni 2022) vorliegenden Informationen ist von einer Präsenzlehre vor Ort auszugehen; begleitet wird diese in jedem Falle von kleineren Aktivitäten das Semester über (Podcasts, Quellenlektüre), welche kein Treffen in Vollpräsenz benötigen.

Termin und Örtlichkeit für eine oder mehrere Vorbesprechung(en) werden rechtzeitig bekanntgegeben. Themenvergabe und -festlegung erfolgen nach Erstellung der endgültigen Teilnehmerliste, also nach Ende der letzten Anmeldephase.

Alle Teilnehmer werden dringend ersucht, nach Erhalt der definitiven Teilnahmezusicherung seitens der Hochschulverwaltung eine kurze Bestätigungsmail an den Kursleiter (schmidjo@uni-mainz.de) unter Angabe ihrer hauptsächlich verwendeten E-Postadresse zu senden, vor allem dann, wenn diese von derjenigen des Uni-Accounts abweicht.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
11.02.2023 (Samstag) 09:15 - 19:45 P 108 (LeVia) (01-461) Philosophicum (Philosophisches Seminargebäude)